präsentiert von Filzrausch



Universität - Gesamthochschule Kassel

Fachbereich Landwirtschaft, Internationale Agrarentwicklung und Ökologische Umweltsicherung

Projektarbeit

WS 1999/2000


Filzvergleich unterschiedlicher Wollen verschiedener einheimischer und vom Aussterben bedrohter Schafrassen


 

Betreuer: Dr. E. Boehnke

vorgelegt von: Cornelia Lamm

Witzenhausen, den 3.11.99


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die Wolle, das Kleid des Schafes

2.1 Verschiedene "Wollen" und züchterische Aspekte der Wollgewinnung

2.1.1 Fasertypen

2.1.2 Wollfett

2.1.3 Die Wollfaser unter dem Mikroskop

2.1.4 Chemische Betrachtung der Wollfaser

2.1.5 Die Eigenschaften der Wolle

2.2 Das Filzen

2.2.1 Filzen- Wie geht das?

3. Versuch

3.1 Material

3.2 Methodik

3.2.1 Das Vorbereiten der Wolle

3.2.2 Der Handfilztest

3.3 Beschreibung der verschiedenen Ergebnisse

4. Schlußbetrachtung

5. Literaturangaben

 

Filzvergleich unterschiedlicher Wollen verschiedener einheimischer Landschafrassen

 


1. Einleitung

Wolle als Rohstoff für Textilien und auch als Material zum Isolieren menschlicher Behausung war in Form von Zeltplanen für Jurten der Normaden Zentralasiens und den kunstvoll geknüpften Teppichen schon 2000 v. Chr. eine Selbstverständlichkeit.

Auch für mich, die 4000 Jahre später lebt, ist Wolle ein wichtiger Rohstoff, der mir Existenzbedüfnisse wie warme Kleidung, ein warmes Bett und eine fußwarme Wohnung, befriedigen kann. Für mich gehört "Wollenes" zu den existenziellen Dingen im Alltag.

Wolle kann naturgemäß und umweltgerecht vom Schäfer erzeugt werden und gilt für mich als nachwachsender Rohstoff. Um so unverständlicher ist es mir, daß Wolle auf politischer Ebene in der EU nicht als "Nachwachsender Rohstoff" definiert wird.


Aus diesen Gründen ist es für mich ein Bedürfnis, mich mit Wolle und ihrer Verarbeitung näher zu befassen. In dieser Arbeit möchte ich auf die Wollverarbeitungstechnik Filzen eingehen und das Filzverhalten verschiedener Wollen einheimischer Landschafrassen gegenüberstellen.

Der Rohstoff Wolle kann dadurch, daß es viele unterschiedliche Schafrassen gibt und deshalb auch verschiedene Wollen, sehr unterschiedlich in seinen Eigenschaften sein. Diese Tatsache brachte mich dazu, mich mit den seltenen und vom Aussterben bedrohten Rassen auseinanderzusetzen. Die Landschafrassen weisen ganz spezielle, charakteristische Vliese auf. Diese Wolle hat im allgemeinen eine grobe Qualität und ist deshalb auf dem Wollmarkt nicht gefragt. Überhaupt spielt die europäische Wolle auf dem internationalen Wollmarkt keine Rolle. Der Wollpreis ist seit der Öffnung der Grenzen der "Ostblockländer" völlig gefallen und die europäische Wolle hat zur Zeit den Stellenwert eines Abfallproduktes. Zwar wird das Problem von Fachleuten an die EU heran getragen, doch bis heute wird Wolle in der EU nicht als landwirtschaftliches Produkt angesehen und somit auch nicht als solches gefördert.

Meiner Meinung nach ist es wichtig, Aufmerksamkeit und Interesse für den Mißstand auf dem Wollmarkt bei den politischen Instanzen zu erregen und zu versuchen, Förderungspläne zu entwickeln, die weniger einen monetären Zuschuß pro Erzeugungseinheit darstellen sollten, sondern eher eine aktive Hilfe zur Selbständigkeit der Erzeuger. Zum Beispiel sei die Aufbesserung des Images der Wolle durch Werbung und eine Hilfe zum Aufbau der Verarbeitungsstrukturen und Vermarktungsmöglichkeiten (finanziell wie auch organisatorisch) genannt. In der momentanen wirtschaftlichen Situation unserer Gesellschaft kann das Schlüpfen in Nischen eine Chance sein. So kann vielleicht die Eine oder der Andere mit dem Rohstoff Wolle, Eigeninitiative und Ideenreichtum sogar eine Innovation schaffen.

Als Beispiel einer erfolgreichen Vermarktung von Wolle sei die Vermarktung in Schäfereigenossenschaften genannt. Mehrere kleinere Schäfereien bringen ihre Wolle zusammen, waschen und kämmen gemeinschaftlich und verkaufen Rohwolle oder verarbeiten ihr Produkt zu Spinnwolle weiter und fertigen hochwertige Kleidungsstücke. Verwirklicht hat dieses Konzept die Spinnerei Longo Mai in Frankreich. Sie entstand aus der Initiative A:T:E:L:I:E:R (Europäischer Verein zur Förderung von Austausch, Kontakten, Innovation und Forschung im Textilbereich).

In dieser Projektarbeit wird dargestellt, wie die Wolle seltener und vom Aussterben bedrohter einheimischer Schafrassen bei der handwerklichen Verarbeitung durch die Technik des Filzens reagiert, und welche Unterschiede die verschiedenen Wollarten aufweisen. Um die Unterschiedlichkeit der Wolle und deren Reaktion beim Filzen verstehen zu können wird hier zunächst die Wolle am Schaf, und dann die Wollfaser als solche genauer betrachtet.

 


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2. Die Wolle, das Kleid des Schafes


Die Wolle ist der "Pelz" des Schafes. Da die Haare der Schafe andere Eigenschaften besitzen als Menschenhaare oder Haare eines Tierpelzes nennt man die Faser Wolle. Für das Schaf ist dieses Kleid, das Vlies, ein wichtiges Organ, das für den Stoffwechsel des Tieres eine wichtige Rolle spielt. Es schützt das Schaf vor äußeren Einflüssen wie Kälte, Wind, Regen und Schnee. Ursprünglich hatte das Schaf ein Vlies, das gegen äußere Witterungsunbilden schützte und dessen Wärmeisolation so war, daß das Schaf auch nicht "schwitzte", d.h. das Schaf verlor die Haare im Vlies, die zuviel waren. Dem saisonalen Fellwechsel der Pelztiere ähnlich, nennt man den saisonalen Wechsel der Wollfasern beim Wildschaf Haarwechsel. Der Erhaltungsbedarf war niedrig, und der Futterbedarf gering. Heute sind die Wollschafe so gezüchtet, daß ihr Vlies eine große Menge an Wolle hervorbringt. Das hat zur Folge, daß die Ansprüche an das Futter und dessen Nährstoffgehalt gestiegen sind. Um das Schaf gesund zu erhalten, muß das Vlies des Schafes mindestens einmal im Jahr geschoren werden.

Im Laufe der Evolution und später auch durch das züchterische Eingreifen des Menschen haben sich verschiedene Schafrassen mit verschiedenen Arten von Vliesen herausgebildet.

Die Landschafrassen sind an ihre Umwelt in der sie leben angepaßt. Als Beispiel seien die Rauhwolligen Pommerschen Landschafe (RPL) und die Rhönschafe genannt.

Die RPL kommen ursprünglich von der Ostseeküste und sind dem stürmischen Seeklima und dem feuchten Marschboden ausgesetzt. Das Vlies des RPL ist geprägt durch eine dichte, sehr feine Unterwolle, die bedeckt ist von durch grobes Grannenhaar gebildete, geschlossene Stapel mit einer Länge von bis zu 20 cm. Die Rhönschafe müssen sich mit dem gemäßigten, aber dennoch rauhen Mittelgebirgsklima und den rhöntypischen Magerrasen zufrieden geben. Lange, abgewachsene Wolle, die gut gegen den rauhen Wind der offenen Landschaft Rhön schützt, zeichnet das Vlies des Rhönschafes aus. Diese zwei Beispiele machen deutlich, daß die verschiedenen Lebensräume die Unterschiedlichkeit der Rassen bedingt, was auch ihre Vliese betrifft.


 


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2.1 Verschiedene "Wollen" und züchterische Aspekte der Wollgewinnung

Abstammung des Hausschafes

Die in der zoologischen Nomenklatur als Ovis ammon f. aries bezeichneten Hausschafe stammen aus dem Gebiet zwischen Mittelmeer und östlicher Mongolei von verschiedenen Wildschafen ab (Kun,1995).

Die Domestikation des Schafes begann 9000 vor Chr. Dadurch veränderten sich die Schafe, weil der Mensch durch willkürliche Auslese und später durch gezielte Auslese Schafe mit bestimmten Merkmalen oder Eigenschaften weiterzüchtete. So entwickelten sich die Hörner der Schafe von lang zu immer kürzer werdenden Hörnern, die Schwänze von kurz zu immer länger werdenden und das Wollvlies von einem vielfarbigen, grobhaarigen, einem Haarwechsel unterliegenden Vlies zu einem feinen weißen Vlies, das kontinuierlich wächst (Ryder, 1983).

1958 ist HERRE der Meinung, daß sich in Mitteleuropa unter den Hausschafen schon sehr früh einheitliche Landschafpopulationen entwickelt haben, und über mehrere Jahrhunderte lang erhalten haben.

Aus den Gebieten des Schwarzen Meeres soll aus einer Mutation des grobmischwolligen, langbeinigen Steppenschafes das berühmte Merinoschaf entstanden sein. Dies bekräftigen Untersuchungen von Lederhülsen . Fundstücke aus Höhlen am Toten Meer, und Bibeltexte der Essener (einer Sekte aus dem zweiten Jahrhundert v. Chr.). Durch die Untersuchung der Haut konnte man über die Anordnung der Hautfollikel nachweisen, daß sie von Schafen stammt, die eine feine bis mittelfeine Wolle hatten (Frank, 1960). Als Hautfollikel bezeichnet man die Poren einer Haut aus der die Haarfaser wächst.

Aber schon ca.1000 v. Chr. gelangte das Schaf mit der feinen, gekräuselten Wolle nach Griechenland, von wo aus die Griechen mit diesen Schafen nach Italien weiterwanderten. Dort trafen sie auf eine relativ weit entwickelte Schafzucht und Haltung. Durch das römische Imperium wurde das feinwollige Schaf nach Spanien gebracht und im 6. Jh. v. Chr. stand die Schafzucht in Spanien unter den Mauren. Nach 6 Jahrhunderten Schafzucht hatte sich das Merinoschaf mit sehr feiner Wolle herausgebildet. Im 15. bis 17. Jh. stand das Merinoschaf unter besonderen Schutz des spanischen Königs, denn es war auf Todesstrafe verboten, die feinwolligen Schafe außer Landes zu bringen. Mitte des 18. Jahrhunderts. kam das Merinoschaf nach Preußen und Sachsen, Frankreich und Österreich.

Die Landschafrassen haben sich an ihre Regionen angepaßt entwickelt - an ihre klimatischen und geographischen Gegebenheiten, sowie an das natürliche Futterangebot. In den verschiedenen Gegenden sind nach den Bedürfnissen der dort lebenden Menschen durch unbewußte und bewußte Auslese und Inzucht die unterschiedlichen Schläge entstanden. Die Landschafrassen waren hauptsächlich Wollieferanten. Dennoch galten die landwirtschaftlichen Nutztiere vor der Industrialisierung als Mehrnutzungsrassen, die Wolle, Felle, Leder, Milch und Fleisch liefern sollten.

Heute kann man die einheimischen Landschafrassen über ihre jeweils charakteristische Wolle, die durch unterschiedliches Aussehen und verschiedene Eigenschaften des Vlieses gekennzeichnet ist, unterscheiden.


So gibt es


feinwollige Vliese (z. B. Merinolandschaf),

mischwollige Vliese (z. B. Heidschnucke, Rauhwolliges Pommersches Landschaf, Skudde, Steinschaf)

und schlichtwollige Vliese (z.B. Leineschaf).

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2.1.1 Fasertypen

Beim Betrachten eines Schafes kann man erkennen, zu welcher Rasse es gehört, und welche Eigenschaften sein Vlies hat. Beim genauen Hinsehen - nach Scheitelung des Vlieses am Schaf - kann man mit bloßem Auge die Feinheit, die Ausgeglichenheit und verschiedene Fasertypen der Wolle bestimmen.

Bei allen Vliesen lassen sich 4 verschiedene Fasertypen nachweisen. Ihr unterschiedliches Verhältnis zueinander ergibt das jeweils charakteristische Vlies. Als Fasertypen sind zu nennen:


1. Stichel - oder Kurzhaare

Sie sind 1 - 4 cm lang, gerade und spröde und unterliegen partiellem Haarwechsel.


2. Grannenhaare oder Langhaare ( 30 - 70 µ )

Sie sind markhaltige, grobe Fasern und bis zu 30 cm lang.


3. Übergangshaare oder Heterotypes

Sie sind verschiedenartig gestaltet, teilweise markhaltig; Wachstum nur ein Jahr.


4. Woll- oder Flaumhaare ( 10 - 35 µ )

Sie sind feine, gekräuselte, marklose Fasern, die bis zu 15 cm lang werden und die eigentliche Wolle bilden.

(Mendel in Anlehnung an Kun, 1995)


Ein wichtiges Qualitätsmerkmal ist die Feinheit der Wolle, die, gemessen in Mikron (µ = 1/1000 mm), in Kategorien von A bis E eingeteilt wird.


Aus züchterischer Sicht ist die Einteilung der Wollfeinheit wie folgt:


 

AA

A

AB

AB/B

B

BC

C

CD

D

DE

E

EE

Æ Durch-messer

19,25 µ

20,65 µ

21-22 µ

22-23,5 µ

24-26 µ

26-28 µ

28-29 µ

29-30,5 µ

31-33 µ

33-36 µ

37-39 µ

40-43 µ

Quelle: Doehner 1964

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2.1.2 Wollfett

Ein wichtiger Bestandteil des Wollvlieses ist das Wollfett, das in den Hautfollikeln in den Fettdrüsen produziert wird. Chemisch gesehen ist das Wollfett ein Wachs, d.h. es besteht aus Ester, Alkohol, Kohlenwasserstoff und freien Säuren und wird als Lanolin bezeichnet. Der Wollschweiß, der in den Schweißdrüsen der Haut produziert wird, setzt sich aus Kaliumsalzen verschiedener Fettsäuren und aus Peptiden zusammen (Kupatz,1968). Wenn die sich bildende Wollfaser aus der Haut heraus wächst, wird sie zuerst mit einer dünnen Schicht Wollfett und dann mit einer Schicht Wollschweiß überzogen. Durch diese Emulsion ist die Wolle vor schädlichen Einflüssen von Außen geschützt. Über den Wollschweiß ausgeschiedene Giftstoffe des Schafes werden vom Wollfett gebunden, und das Tier ist vor einer Rückvergiftung geschützt. Die Beschaffenheit und die Menge des Fettschweißes der in der Wolle am lebenden Schaf zu finden ist, kann dem Schafhalter viel über den Gesundheitszustand des Tieres mitteilen (Reibetanz, o. J.).


Das Wollfett, d. h. das aus der Wolle extrahierte Lanolin, wird in der Kosmetik oder auch in der Pharmazie als Salbengrundlage verwendet. Zu diesem Zweck wird nur reines, also von Schadstoffen freies Lanolin, gebraucht. Ein Problem ist die mittlerweile prophylaktisch durchgeführte Behandlung der Schafe gegen Außenparasiten (Schaflausfliege, Haarlinge, Läuse, Zecken) mit Kontaktinsektiziden wie Jacutin von Merck oder Neguvon von Bayer. Nach einer solchen Behandlung sollte das Wollfett nicht mehr zu medizinischen oder kosmetischen Zwecken gebraucht werden, da es durch seine Eigenschaft, Schadstoffe zu fixieren, chemisch belastet ist.

Aus Sicht einer naturgemäßen Schafhaltung nach Bioland-Richtlinien ist es wichtig, die Schafe artgerecht zu halten und zu ernähren, um sie gegen Krankheits- und Schädlingsbefall zu stärken. Einen zweimalige Schur im Jahr genügt in den meisten Fällen um den Befall vorzubeugen oder die Schädlingsbefall sehr gering zu halten. Dennoch sind die Schafhalter nicht gegen diese Gefahren gefeit. Nach Bioland-Richtlinien können gegen Außenparasiten natürliches Pyrethrum, bei starken Befall mit Bremsen Pyrhetroide wie Cyfluthrian ((Bayofly pour on) angewandt werden. Das Lanolin ist jedoch auch hier als medizinische Salbengrundlage zu verwerfen.

 

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2.1.3 Die Wollfaser unter dem Mikroskop

Um die Bedeutung der einzelnen Wollfasern bei der Verarbeitung zum Filz genau zu verstehen ist es sinnvoll, den Aufbau der Faser an Hand elektronenmikroskopischer Betrachtung und chemischer Strukturen zu erklären. Unter dem Mikroskop sieht eine Wollfaser einem Tannenzapfen sehr ähnlich. Die Faser besteht aus palmrindenartig oder schindelartig angeordneten Zellplättchen, die in eine Richtung zeigen. Diese Schicht nennt man Cuticula. Sie besitzt die Eigenschaft, Wasserdampf, nicht aber flüssiges Wasser, durchzulassen.


3fache Rindenschicht

Markstrang

Spindelzellen

Schuppendecke

 

Abb.1: Die Wollfaser unter dem Mikroskop (schematische Darstellung)

Quelle: Lehmann (o.A.) "Die Kleidung unsere zweite Haut"


Wenn man die Faser im Querschnitt betrachtet, kann man innerhalb der Cuticula zwei verschiedene Segmente erkennen. Die Segmente Ortho- und Paracortex, die den Faserstamm bilden. Sie besitzen geringfügige chemische Unterschiede und weisen gegenüber Feuchtigkeit ein unterschiedliches Quellungsvermögen auf, wobei Orthocortex stärker quillt als Paracortex. Ortho-und Paracortex sind so umeinander gewunden, daß eine spiralförmige oder spiralähnliche Krümmung zu erkennen ist. Ein Cortexstrang besteht aus vielen Spindelzellen. Diese zusammengesetzt ergeben Mikrofibrillen, deren Untereinheiten, die Protofibrillen, umeinander verdreht sind. Ein Protofibrillenstrang setzt sich aus 3 Helices zusammen. Diese sind aus verschiedenen Aminosäuren (AS) aufgebaut. (Dannenfeld, 1989).


Helix

Protofibrille

Protofibrille

Mikrofibrille

Schuppenschicht

Spindelzelle


Paracortex

Ortho-
cortex

Wollfaser

Abb.1: Schematische Darstellung des Aufbaus der Wollfaser

Quelle: Dannenfeld (1989) "Die Wollfaser, chemische und bekleidungsphysiologische Eigenschaften"


Die Kräuselung einer Faser läßt sich durch die bilaterale Struktur der Cortex erklären. Die basophile (basenliebende) Orthocortex ist weniger stabil und weist weniger gepackte Spindelzellen auf. Die acidophile (säureliebende) Paracortex stellt den stabileren Teil dar und weist dicht gepackte Spindelzellen auf. Bei einer gekräuselten Faser liegt die Orthocortex immer außen, und die Paracortex auf der Innenseite der Krümmung. Die Kräuselung entsteht durch das unterschiedliche Spannungsverhältnis von Ortho- und Paracortex (Doehner, 1964).


Abb.2: Die Cortes-Struktur der Wollfaser

Quelle: Dannenfeld (1989) "Die Wollfaser, chemische und bekleidungsphysiologische Eigenschaften"


Bei der Wollfaser von Landschafrassen, die allgemein eine gröbere Wolle besitzen und nur Wellungen bzw. eine geringe Kräuselung aufweisen, sind die Cortexanteile nicht bilateral, sondern symmetrisch angeordnet (Doehner, 1964).

Bei dieser Art der Wollfaser findet man als Kern einen Innenmarkkanal, der durch Durchmesser und Struktur die Kräuselung beeinflußt. Je größer der Durchmesser des Innenmarkkanals, desto gröber ist die Wolle.

 

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2.1.4 Chemische Betrachtung der Wollfaser

Die verschiedenen AS der Helices ergeben durch die spiralförmige Anordnung und bestimmte Verbindungen (AS verknüpft durch Peptidverbindungen ergibt ein Makromolekül des Proteins) das Gerüsteiweiß Skleroprotein. Es wird auch Wollkeratin genannt.

Die Seitengruppen oder auch Reste der verschiedenen AS sind sehr unterschiedlich und ragen senkrecht zur Längsachse der Helix heraus. Sie geben "der Wolle ihre außergewöhnliche Vielseitigkeit in ihrem chemischen und physikalischen Verhalten" (Dannenfeld, 1989).Wie Bild 1 zeigt liegen Helices in unmittelbarer Nachbarschaft. Sie sind durch verschiedene Brücken bzw. Bindungen miteinander verknüpft. Sie sind durch Wasserstoffbrückenbindungen zwischen CO und NH Gruppen, durch Salzbrücken zwischen Säuren und basischen Gruppen, durch Cystin-Disulfid-Bindungen und hydrophobe Zwischenmolekulare-Kräfte verbunden (Dannenfeld, 1989).

 

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2.1.5 Die Eigenschaften der Wolle

Aus den beiden letzten Kapiteln kann man viele Eigenschaften der Wolle ableiten. So gilt Wolle als

elastisch

Durch die Schuppenstruktur und die Spindelzellen im Inneren der Faser erhält Wolle ihre Elastizität.

feuchtigkeitsausgleichend

Die Wolle kann 1/3 ihres Eigengewichtes an Feuchtigkeit aufnehmen ohne sich naß anzufühlen

isolierend

Die Wolle erhält ihre isolierende Wirkung durch Lufteinschluß der aufeinanderliegenden gekräuselten Fasern.

wasserabweisend

Der natürliche Fettgehalt der Wolle verhindert das Eindringen von Regen und Tau. Sie nimmt Wasserdampf, nicht aber flüssiges Wasser auf (es sei denn, sie wird gewässert).


heilend

Die Heilwirkung der Wolle beruht auf der Fähigkeit, Giftstoffe zu binden und diese zu neutralisieren. Da die Wollfaser eine Proteinfaser ist, ist sie chemisch im Gleichgewicht und kann mit anderen Stoffen dauerhafte Verbindungen eingehen. Eine Neutralisation kann durch Lüften an frischer Luft und nicht in der prallen Sonne stattfinden.


schwerentflammbar

Beim Entzünden von einzelnen Wollfasern erhält man eine kleine, schnell brennende Flamme, die - sobald sie dichtes Gefilz oder Gewebe erreicht - erlischt.

 


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2.2 Das Filzen


Das Filzen ist eine der ältesten Wollverarbeitungsformen die es gibt, was allerdings durch die schnelle Verrottung des Filzes schwer nachzuweisen ist. In Catal Hüyük in der Türkei fand man Filzfragmente, die das Vorkommen von Filz schon in der Frühzeit (600 v. Chr.) belegen. Sehr gut erhaltene Stücke fand man in Sibirien im Hochland von Altai, genauer in den Höhlengräbern der Grabfelder von Pazyryk. Das berühmteste Stück ist eine kunstvoll gefertigte Satteldecke die auf das 4. Jh. v. Chr. datiert wurde. Diese Funde sind durch Temperaturen weit unter Null, also durch Tiefgefrieren, sehr gut erhalten. Auch Geschichtsschreiber wie Herodot (4.Jh. v. Chr.) beschreiben Filz als ein wichtiges Material für die Zelte der Nomaden, für Wagenabdeckungen, für Teppiche und natürlich für Kleidung, wie Regenröcke und Kopfbedeckungen aller Art. Auch heute noch wird die Filztechnik zur Herstellung der Jurten der Nomaden in der Mongolei ausgeführt. Dabei wird im Spätsommer die Wolle der zweiten Schur des Jahres in Gruppenarbeit und mit Hilfe von Zugtieren, oft Kamelen, verarbeitet. Hier steht jedoch nicht nur die Arbeit im Vordergrund, sondern auch soziale Aspekte, das durch gemeinsames Singen, Essen und Feiern deutlich wird.

Auch im norddeutschen Raum gibt es Funde, wo Ausgrabungen des vorgeschichtlichen Hafenbeckens von Haitabu an der dänischen Grenze die Verarbeitung von Wolle an Hand der Filztechnik belegen. Dr. Ina Hägg, die Verantwortliche der wissenschaftlichen Untersuchung der Funde von Haitabu, stellte in einem Vortrag am 30.05.97 in Lübeck im Landesmuseum Ostpreußen heraus, daß die Textilien aus der Wikingerzeit stammen. Man fand bei den Ausgrabungen teerartige Klumpen, die - wie sich nach Entfernen der Teerschicht herausstellte - Lumpen aus textilem Material darstellten. Die Teerschicht hat die Textilien konserviert. Die Hypothese, daß die textilen Fetzen zum Einstreichen der Wikingerboote mit Teer - also zum Abdichten der Boote, benutzt wurden, konnte bisher noch nicht widerlegt werden. Einer der Filzfunde stellt eine Maske dar, die einem Rind oder einem Bär ähnelt. Diese benutzten die Wikinger höchstwahrscheinlich als Teile ihrer Kostüme bei traditionellen Zeremonien. Eine genauere Untersuchung der Filzmaske ergab, daß der Fund aus Wolle besteht. Mikroskopische Untersuchungen der Wollfasern zeigten, daß die Art der Fasern, die Häufigkeit und das Verhältnis der auftretenden Fasern, der Wolle der heute vom Aussterben bedrohten Schafrasse der Skudden entspricht.

In Europa lebt heute die Kunst des Filzens wieder auf. Kunsthandwerker und Filzer treffen sich regelmäßig auf speziellen Treffen, die in ganz Europa statt finden.

Die Technik des Filzens wird heute oft im Unterricht für Texiles Arbeiten miteinbezogen, und kann auch bei der Beschäftigungstherapie von behinderten Menschen eingesetzt werden. Einer der Hauptaspekte beim Einsatz dieser Technik im pädagogischen oder auch therapeutischen Bereich ist der Umgang mit dem Naturstoff Wolle, dem Element Wasser und der Wärme, wobei diese Faktoren die eigene Inspiration und Kreativität fördern. Die Freude und Begeisterung, die während des Arbeitens mit dieser Technik bei Kindern entsteht, konnte ich selbst beim Durchführen einer AG im Kindergarten Friedland 1997 erleben.

Beim Filzen von großen Stücken, wie Teppichen oder Jurten, wird der Teamgeist einer Gruppe gefordert, und somit gefördert und geübt. Über die verwendeten Elemente werden wesentliche Punkte bei Arbeiten in der Gruppe angesprochen. Das Element Wasser, welches den fließenden Teil darstellt, verhindert Energiestau (z. B. den Stau von Aggressionen), die Wärme erzeugt ein wohliges Gefühl und macht Menschen offener. Wolle als Verbindung zum Element Erde verkörpert Beständigkeit und Ausdauer, welche bei einem großen Projekt nötig ist.

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2.2.1 Filzen- Wie geht das?

Unter dem Filzprozeß versteht man "... die durch Bearbeitung von losem Fasergut, durch Reibung, Stoß und Druck unter Mitwirkung von Feuchtigkeit und Wärme vor sich gehende innige Verbindung des Fasermaterials zu einem dichten und haltbaren Stoff." (Arnold, 1926)

Diese Definition ist zwar alt, gibt aber gut wieder, welche Faktoren beim Filzen die ausschlaggebende Wirkung erzeugen. Der Filzvorgang selbst benötigt außer der Wolle Wasser, Wärme und Bewegung in Form von leichtem Drücken, später Reiben und zum Schluß ein festes Kneten. Dieses Kneten nennt man auch Walken, wodurch ein dichter und fester Stoff, der Filz, entsteht

Was beim Filzen geschieht ist, daß die Wollfasern wandern und sich ineinander verwickeln. Dies beruht auf den die Fasern bedeckenden Epidermisschuppen. Weil die Epidermisschuppen gegen die Spitze der Fasern gerichtet sind, gleiten die Fasern bei Bearbeitung gerne in Richtung Wurzelende und haben es andererseits schwer zurückzugleiten, da die Schuppen sich dagegen sträuben. Damit ein Zusammenflechten von Fasern geschieht, muß die Spitze einer wandernden Faser von einer anderen Faser festgehalten werden, etwa durch einen Haken, während das Wurzelende in dem Wirrwarr von Fasern weiterstrebt. Die Wolle wird dann mehr und mehr aus allen Richtungen zusammengezogen, und Filz entsteht." (Sjörberg, 1995).

Eine genauere Anleitung wie Filzen praktisch ausgeführt wird kann man in der Versuchsbeschreibung entnehmen. Es gibt verschiedenen Techniken des Filzens, (Hohlkörpertechnik, Filzen von Skulpturen, Rolltechnik, usw.) auf die jedoch in dieser Arbeit nicht eingegangen wird.

Die Wolle als Ausgangsmaterial des Filzvorganges ist grundlegend für das Ergebnis. Die unterschiedlichen Eigenschaften der verschiedenen Wollen sind dafür verantwortlich, welche Beschaffenheit der entstandene Filz hat. In der Hauptsache sind die Struktur und die Stärke der Wollfasern ausschlaggebend für das Filzvermögen.

Das heiße Wasser, das man beim Filzen verwendet, dringt in die Wollfaser ein. Die Faser quillt auf und die Epidermisschuppen werden nach außen geschoben. Wie oben beschrieben, können sich die Wollfasern nur in eine Richtung bewegen, wenn sich die Richtung durch die Bewegung und den Druck der Hände ändert, verhaken sich die Fasern mit ihren nach außen stehenden Schuppen ineinander und können nicht mehr zurück.

Es ist anzunehmen, daß je feiner die Wolle ist um so kleiner sind die Schuppen und umso dichter können sich die Fasern ineinander rutschen.. Das würde bedeuten, daß ein Filz aus feiner Wolle ganz dicht und fest wird und eine Filz aus grober Wolle einen lockeren Filz ergibt, der viel Luft eingeschlossen hat, oder sich schwer oder gar nicht verfilzt.

Die Zugabe von Schmierseife in das Filzwasser dient der Veränderung des ph-Wertes der Lösung.. Es können aber auch andere Zusätze verwendet werden. Wenn man die Filzbräuche der Ungarischen Hutmacher oder die der Mongolen vergleicht, kann man feststellen, daß der Zusatz für die Filzflüssigkeit Schwefelsäure, Molke oder Urin ist. Es ist also festzustellen, daß im sauren wie auch im basischen Bereich gute Filzergebnisse erzielt werden. Meine persönliche Erfahrung hat mir gezeigt, daß beim Filzen von Flächen mit der Hand die Schmierseife das Beste ist, da sie auch als Gleitmittel dient und somit das Ineinander Rutschen der Fasern beschleunigt. Das Filzen mit Molke ist bei der Rolltechnik gut geeignet.

Das Anschwellen der Epidermisschuppen der Wollfaser ist in einem sauren Milieu (ph-Wert zwischen 1 und 2) wie auch in einem schwach basischem Milieu (ph-Wert zwischen 10 und 11) optimal. Die Wolle hat ihren isoelektrischen Punkt bei ph 4,9. Da ist sie chemisch ausbalanciert und gegenüber chemischen Reaktionen träge. Tatsächlich ist ein Anschwellen der Epidermisschuppen bei ph 3 und ph 6 am geringsten. Einfluß auf die Filzgeschwindigkeit hat auch die Temperatur der Filz bzw. Walkflüssigkeit. Beim Filzen mit Schmierseife, also im basischen Bereich, soll das Seifenwasser ca. 40-45°C haben. Jedoch nicht über 45°C, da sonst die Wollfasern ihre Elastizität verlieren. Das bedeutet, daß sich die Fasern erst ausdehenen würden, doch dann nicht mehr in ihre ursprüngliche Form zurückgehen. (Sjöberg, 1995).

Wenn man bedenkt, daß die Wollfaser als Keratin zu der Gruppe der Eiweiße gehört, kann man sich diese Reaktion über die Denaturierung des Eiweißes erklären. Beim Erhitzen von Polipepdidketten (-wie auch die Wollfaser, die als Skleroprotein eine Polipepdidkette ist-) über 60°C oder auch bei der Einwirkung bestimmter Substanzen (Säuren, Alkalien, organische Lösungsmittel) koagulieren (gerinnen) die globulären Proteine, wobei sie unlöslich werden und häufig auch die charakteristischen biologischen Wirkungen verlieren. Dieser Vorgang ist meist irreversibel und beruht auf einer Änderung der Tertiärstruktur der Aminosäuren. (Christen, 1974)

Ein weiterer wichtiger Faktor beim Filzen ist die Bewegung und der Druck. Je mehr Reibung und Druck beim Filzen angewendet wird um so schneller kann man ein Filzergebnis erzielen. Das Walken, also das Schrubben der entstandenen Fasermatte auf einem Waschbrett dient in der Hauptsache der Schrumpfung und dem Formen. Das Schrumpfen ist ein wichtiger Teil des Vorganges, da die Fasern noch näher ineinander geschoben werden und dann erst ein fester Filz entsteht. Das Formen wird erzielt indem man bestimmte Stellen des Werkstückes besonders walkt und deshalb an manchen Stellen ein größerer Schwund vorliegt als an anderen Stellen des Filzstückes.

Nach all den Arbeitsgängen wird zum Schluß der Filz ausgewaschen und getrocknet.

 

3. Versuch

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3.1 Material

Die zu testende Wolle stammt von Schafen alter und vom Aussterben bedrohter Rassen. Da es sich bei den Schafen um Herdbuchtiere handelt, ist das Wollvlies der Tiere nach dem äußeren Erscheinungsbild, der Feinheit, wie auch der Stapellänge im Vlies, der Stärke und Häufigkeit der Wellungsbögen und dem Verhältnis der verschiedenen Fasertypen im jeweiligen Vlies rassetypisch.

Zum Vergleich habe ich auch Wolle vom Merinolandschaf und vom australischen Merino beschrieben und gefilzt. Merinowolle gilt als sehr fein und ist auf dem Wollmarkt führend.

Die verwendete Wolle stammt aus beliebigen Proben, d.h. daß die Wollqualität innerhalb des Vlieses einer bestimmten Wollprobe nicht genau bekannt ist.

Die Wolle der Weiß Gehörnten Heidschnucke

Die Weiß Gehörnte Heidschnucke ist eine der drei existierenden Heidschnuckenrassen. Sie hat ein weißes, mischwolliges Vlies ohne Abzeichen. Die Wollqualität mit DE-EE liegt bei einer Feinheit von 38-43 µ. Das Oberhaar ist sehr grob und kaum gewellt (Nitsche,1994 ). Die Länge der Lang- bzw. Grannenhaare ist bei der Weiß Gehörnten Heidschnucke etwas kürzer als bei der Graugehörnten Heidschnucke (20 -35 cm) Die Übergangshaare (Heterotypes) und Woll- oder Flaumhaare sind in einem geringeren Gewichtsanteil, aber in einer größeren Häufigkeit als feine bis sehr feine Haare vertreten. Die Länge dieser liegt bei 8-12 cm (Kun,1995). Der jährliche Wollertrag liegt bei Muttertieren bei 1,8 kg und bei den Böcken 3,5 kg (Sambraus, 1994).

Die Wolle des Coburger Fuchsschafes

Die Wolle des Coburger Fuchsschafes ist berühmt durch sein ganz besonderes Vlies, "das goldene Vlies". Die Wolle der Lämmer bis ca. 6 -8 Monaten haben ein rotbraunes bis goldbraunes, langlockiges Vlies. Die Farbe des Vlieses ändert sich ab dem 6. Monat und wird beige (Täubner, 1994). Das Schimmern der rot-goldenen Grannenhaare bleibt noch erhalten und durch unterschiedlichen Lichteinfall ergibt sich ein besonderes Glänzen im Vlies. Die Feinheit der schlichten Wolle liegt bei 30-36 µ, (C/D . DE Qualität). Die jährliche Wollmenge liegt bei Muttertieren bei 3,5 kg - 4,5 kg, bei den Böcken bei ca. 5 kg (Sambraus, 1994).

 Die Wolle des Braunen Bergschafes

Das Braune Bergschaf hat ein mischwolliges, cognacfarbenes bzw. satt- bis dunkelbraunes Vlies (Kun, 1995). Meist sind die Grannenhaare ganz dunkel und wirken schwarz. Die Farbe des Vlieses hat beim Braunen Bergschaf, traditionell bedingt, eine große Bedeutung. Da das Bergschaf aus den Alpen kommt und dort die Trachtenjacken aus Wolle gefertigt wurden, war man sehr darauf bedacht, das pigmentierte Vlies des Braunen Bergschafes zu erhalten (Sambraus,1994). Es ist eine grobe Wolle mit einer Feinheit von 35-37 µ (Doehner, 1973), also C/D Qualität. Die Jahreswolleistung liegt im Durchschnitt bei 4,8-5,5 kg bei Mutterschafen und ca. 6,5 kg bei Böcken (Sambraus, 1994).

Die Wolle des Rauhwolligen Pommernschen Landschafes (RPL)

Das Vlies des RPL ist ein mischwolliges mit grauer, stahlblauer bis schwarzblauer Farbe. Die Grannenhaare können bis zu 15 -22 cm lang werden (Sambraus, 1994) und sind schwarz. Die Feinheit liegt bei einer Stärke von durchschnittlich 40 µ, wird aber als C/D Qualität (29-36 µ) ausgewiesen (Kun, 1995). Bei der Wollverarbeitung verliert sich ein Teil der groben Fasern, wodurch die Wolle mit einem sehr hohen Unterhaaranteil viel feiner erscheint.

Die Wolle der Skudde

Skuddenwolle ist eine meist weiße, aber auch schwarze Mischwolle. Sie hat eine C/D Qualität (29-36 µ). Die Jahreswollleistung der Skudden liegt bei 1-2 kg (Schurk, 1994). Die Skuddenwolle zeichnet sich durch die sehr feinen Wollhaare in der Unterwolle aus. Skuddenwolle im Gemisch mit feinerer Wolle oder auch pflanzlichen Fasern ergibt ein sehr feines Garn, aus dem hochwertige Tweedstoffe hergestellt werden können (Finger, 1997).

Die Wolle des Steinschafes

Das geschlossene Vlies hat schlichte weiße Wolle. Das grobe Oberhaar ist flachbogig, feineres Unterhaar steht im entsprechenden Verhältnis zum Oberhaar. Die Stapellänge kann bis zu 20 cm betragen. Die Feinheit beträgt 33-36 µ, eine DE bis E Qualität (Sambraus, 1994). Die Wolle fühlt sich rauh an und ist zur Teppichverarbeitung zu verwenden.

Die Wolle des Leineschafes

Das Leineschaf besitzt ein reinweißes schlichtwolliges Vlies mit einer C/D. DE Qualität (29-36 µ). Die Wolle ist insgesamt schwach gewellt. Der Stapel hat eine Länge von ca. 15 cm (Sambraus, 1994). Die Jahreswolleistung beträgt 3,5 kg bei Muttertieren und 6-7 kg bei den Böcken. Die Wolle ist durch seine langen Fasern hervorragend zum Spinnen geeignet.

Die Wolle des Merinolandschafes

Das Merinolandschaf ist ein feinwolliges Schaf. Das geschlossene Vlies besitzt lang abgewachsene Wolle mit klarer Stapelbildung. Die Wolle ist eine sehr feine Wolle mit A (20,65) bis AB (21-22 µ) Qualität und ist normalbogig gekräuselt. Die weiße Wolle ist durch ihre Ausgeglichenheit industriell verarbeitbar und wird oft zur Herstellung von feinen Strickgarnen, feinen Tuchen, Unterwäsche und von Babytextilien verwendet.

Die Wolle des Australischen Merino

Die Wolle der Merinoschafe in Australien sind hochgezüchtete, nur auf Wolle ausgerichtete Feinwollschafe mit einer Wolle in AA (19,25 µ ) bis A (20,65 µ) Qualität. Sie weist eine merinobogige Kräuselung auf und ist weiß. Im Vlies lassen sich Unter- und Oberhaar nicht unterscheiden. Durch die ausgeprägte Vliesdichte und ihre weitgehende Ausgeglichenheit eignet sie sich gut für die industrielle Verarbeitung (Gutsche, 1968). Bei einem Griff in die gewaschene Wolle hat man das Gefühl, in Watte zu fassen. Aus der Merinowolle werden sehr feine Tuche, Unterwäsche, sowie Babytextilien gefertigt.

 

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3.2 Methodik

In dieser Arbeit soll für Heimarbeiter und Künstler aufgezeigt werden, wie sich Wolle der heimischen Landschafrassen beim handwerklichen Filzen verhält. Kriterien dafür sind die Schrumpfung (in %), und die Dauer des Filzens (in Minuten), um einen festen Filz herzustellen. Die verschiedenartige und für jede Wollart ganz besondere Gestaltung der Oberfläche soll beschrieben werden.

Um das spezifische Filzverhalten der unterschiedlichen Wollen annähernd vergleichbar zu machen, ist es nötig, die Versuchsbedingungen gleich zu gestalten.

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3.2.1 Das Vorbereiten der Wolle

Das Ausgangsmaterial, die Rohwolle (ca. 500g) wurde per Hand in handwarmem Wasser gewaschen. Das Waschen wurde in drei Waschgängen durchgeführt. Zuerst wurde die Wolle trocken vom groben Dreck und Einstreu gesäubert und im ersten Waschgang mit klarem Wasser vorgewaschen. Für den zweiten Waschgang wurde auf 40 l Wasser 10 ml Schmierseife zugegeben. Danach wurde die Rohwolle in klarem Wasser nachgespült. Es ist noch Wollfett in der Wolle enthalten.

Zum Trocknen wurde die Wolle auf Leinentücher in den Halbschatten gelegt. Anschließend wurde die trockene Wolle an Hand einer Kurbelkardiermaschine gekämmt, um gleichmäßige Vliese zu erhalten. Es entstanden 20 cm breite und ca. 50 cm lange Kardenbänder. Es war festzustellen, daß bei allen Wollen ein geringer Kämmverlust (Gewichtsverlust) vorliegt. Als Kämmverlust wird auch das Herausfallen von nicht herausgewaschenem Staub und Dreck bezeichnet. Herauszuheben ist jedoch auch, daß bei Wollen mit sehr groben und ganz flachbogigen Ober- bzw. Grannenhaaren ein höherer Kämmverlust zu verzeichnen war, da diese - soweit sie nicht doch mit eingekämmt wurden - sehr leicht herausfielen. Die Wolle wird also insgesamt etwas feiner.

Von jeder Wollsorte wurden genau 50 g abgewogen, um gewichtsgleiche Kardenbänder für die herzustellenden Filzproben zu bekommen.

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3.2.2 Der Handfilztest

Von jeder Wollsorte wurden 50 g gekämmte Wolle zum Filzen benutzt. Die gekämmten Wollvliese wurden auf die Größe von 210 x 297 mm, also dem DIN A 4 - Format ausgelegt. Das Wollvlies wurde in drei Schichten gleichmäßig und zur Faserrichtung versetzt ausgelegt. Jede Schicht wurde ganz leicht mit ca. 45° C warmem Schmierseifenwasser beträufelt und mit der Handfläche leicht angedrückt. Nach der dritten Wollschicht wurde mit leichtem Druck und kreisenden Bewegungen der Handfläche auf den feuchten Wollschichten angefilzt. Dabei wurde nochmals heißes bis handwarmes Wasser auf die kleine Filzplatte geschüttet. Danach wurde der Druck und auch die Geschwindigkeit der Bewegungen erhöht. Die Wollfasern rutschten ineinander und verfilzten. Die Filzplatte wurde immer wieder gewendet. War der Filz fest genug - beim leichten Ziehen in die Diagonale soll keine große Veränderung entstehen - wurde gewalkt. Beim Walken wird auf einem Waschbrett das Fleckchen in alle Richtungen geschrubbt. Der Vorgang wurde abgeschlossen, als kein merkbarer Schwund vorlag, und der Filz fest war.

Danach wurde das Probefilzchen gemessen, um den Schrumpfungsgrad errechnen zu können.

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3.3 Beschreibung der verschiedenen Ergebnisse

Das Filzen mit Wolle der Weiß Gehörnten Heidschnucke

Maß vor dem Filzen /mm

Maß nach dem Filzen /mm

Schrumpfung

Dauer des Anfilzens

Dauer des Filzens

Dauer des Walkens

Zeit

Insgesamt

210x297

 

170x250

31,86 %

8 min

5 min

8 min

21 min

Die Wolle der Weiß Gehörnten Heidschnucke läßt sich sehr schwer verfilzen. Bei der ersten Bewässerung quillt die ausgelegte Wolle auf und wird um ca. 10 % größer als ursprünglich ausgelegt. 8 Minuten lang wird mit leichten Druck und kreisenden Bewegungen die Wolle so lange behandelt bis die Fasern eine einigermaßen zusammenhängende Fläche ergeben. Es wird immer wieder etwas heißes Wasser zugegeben und dann mit viel Druck gearbeitet. Sie muß 5 Minuten lang mit kreisenden Bewegungen behandelt (gefilzt) werden bis die Wollfasern sich alle ineinander verhakt haben. Erst beim Walken verkleinert sie ihr Ausmaß. Das Endprodukt weist einen Größenverlust von 32 % auf.

Die gefilzte Fläche ist ein lockerer Verbund der Wollfasern und ist somit sehr empfindlich gegenüber Abrieb. Lange einzelne Fasern stehen von der Oberfläche ab. Die typischen im Verbund stehenden Oberhaare sind mit in den Filz eingearbeitet und auf der Oberfläche gut als solche zu erkennen. Das ergibt einen ganz interessanten Effekt. Diese Wolle ist nicht geeignet für die Herstellung von Gebrauchsgegenständen, da sie auch nach dem Filzen und Walken ein lockeren und dennoch steifen Filz ergeben. Die langen abstehenden Haare lösen sich bei Beanspruchung ab. Die Wolle der Weiß gehörnten Heidschnucke ist passend für das Filzen im künstlerischen Bereich, wo es darum geht eine interessante, effektvolle Oberfläche zu gestalten.


Das Filzen mit Coburger Fuchsschafwolle


Maß vor dem Filzen /mm

Maß nach dem Filzen /mm

Schrumpfung

Dauer des Anfilzens

Dauer des Filzens

Dauer des Walkens

Zeit

insgesamt

210x297

 

267x193

17,38 %

7 min

13 min

8 min

28 min


Wie bei der Weiß Gehörnten Heidschnucke quillt die Wolle des Coburger Fuchsschafes beim ersten Bewässern auf, jedoch läßt diese Wolle im Unterschied zur Vorherigen das Wasser gleich wieder los, denn beim ersten Andrücken der auf einander liegenden Wollschichten fällt die Wolle in sich zusammen. Das Anfilzen dauert 7 Minuten, was verhältnismäßig lang ist. Beim Filzen ist mit starkem Druck auf der Fläche zu kreisen bis endlich nach 15 Minuten ein Filz entstanden ist. Das Walken beansprucht 8 Minuten. Es ist dabei auch mit viel Kraft zu arbeiten. In diesem Versuch ist diese Wolle, die Wolle die am meisten Zeit braucht bis sie einen fertigen Filz darstellt.

Die Filzprobe ergibt durch die mittelfeine Kräuselung der Wolle eine weiche, biegsame Fläche mit viel Lufteinschluß. Der Filz ist etwas dehnbar. All diese Eigenschaften sind zur Herstellung von Kleidung, insbesondere für Janker und Westen aus Filz günstig. Die wollweiße Oberfläche ist mit kurzen rotbraunen Grannenhaaren durchsetzt. Es ist aber anzunehmen, daß diese mit der Zeit herausfallen, da sie glatt und nicht gekräuselt sind und sie locker in der Oberfläche eingearbeitet sind.


Das Filzen mit Wolle des Braunen Bergschafes

Maß vor dem Filzen /mm

Maß nach dem Filzen /mm

Schrumpfung

Dauer des Anfilzen

Dauer des Filzens

Dauer des Walkens

Zeit

insgesamt


210x297

 

180x245


29,29 %


5 min


3 min


2,5 min


10,5


Beim Filzen mit der Wolle des Braunen Bergschafes ist zu bemerken, daß diese Wolle nach der ersten Bewässerung und dem Andrücken der Wollschichten auch dazu neigt sich auszudehnen. Sie besitzt die Eigenschaft sehr schnell zu filzen ohne daß man großen Druck ausüben muß. Schon beim Filzen (insgesamt 8 min, Anfilzen 5 min. Filzen 3 min.) ist erheblicher Größenverlust zu erkennen. Beim Walken wird das Gefilzte noch dichter und es schrumpft noch mal bis nach insgesamt 10,5 min Arbeit ein Schrumpfungsgrad von 29 % erreicht ist. Die Braune Bergschafwolle ergibt einen dichten Filz, der in sich ein festes Textil ergibt, jedoch noch biegsam und beweglich bleibt. Die verschiedenen Brauntöne ergeben insgesamt durch das Auftreten von weißen bis grauen Fasern ein interessantes Bild auf der Oberfläche des Filzfleckchens. Diese kann man als gleichmäßig und glatt bezeichnen.

Diese Wolle ist sehr gut zum Filzen geeignet, da sie ohne große Anstrengung und Zeitaufwand zu verarbeiten ist. Für Anfänger eignet sich die Wolle sehr gut zum Filzen von Bällen. Man kann Filzwesten, -jacken oder -mäntel mit ihr fertigen. Da sich die Bergschafwolle auch gut in Form Filzen läßt, ist sie auch gut geeignet zum Filzen von Hausschuhen in verschiedenen Varianten. Sei es als Pantoffel oder Schlupfschuh, als Aladinschuh, oder in Form einer Tigertatze. Da sind der Phantasie keine Grenzen gesetzt. Sie ist für die Fertigung von Räuberhüten, in Verbindung mit sehr feiner Wolle auch für Herrenhüte zu verwenden.


Das Filzen mit Wolle des Rauhwolligen Pommernschen Landschafes (RPL)

Maß vor dem Filzen /mm

Maß nach dem Filzen /mm

Schrumpfung

Dauer des Anfilzens

Dauer des Filzens

Dauer des Walkens

Zeit

insgesamt

210x297

 

192x247

23,96 %

6 min

 

5 min

3 min

 

14 min

Über die Wolle des RPL ist zu berichten, daß sie sich relativ schnell und problemlos verfilzen läßt. Das Anfilzen dauert 6 min bis eine zusammenhängende Fläche vorliegt. Das eigentliche Filzen (5 min) ist mit leichtem bis mittleren Druck auszuführen bis nach 5 min das Probefleckchen eine Festigkeit erreicht hat, und man mit dem Walken beginnen kann. Nach 3 min Schrubben auf dem Waschbrett ist das Fleckchen fertig. Es weist einen Größenverlust von ca. 24 % auf.

Die Oberläche des Filzstückes ist relativ glatt, dennoch stehen Fasern von der Fläche ab, die zum fusseln neigen. Die Färbung ergibt eine melierte Oberfläche, die von den Farbtönen Weiß, Grau bis schwarz reichen. Besonders charakteristisch sind die schwarzen Grannenhaare, die dem Ganzen ein rustikales Aussehen verleihen. Die Wolle des RPL ist geeignet zum Filzen von Kleidungsstücken wie Jacken, Westen, und Handschuhen. Sie ist aber auch verwendbar zum Herstellen von Teppichen, wo sie sich durch ihre Festigkeit auszeichnet.

Das Filzen mit Wolle der Skudde

Maß vor dem Filzen /mm

Maß nach dem Filzen /mm

Schrumpfung

Dauer des Anfilzens

Dauer des Filzens

Dauer des Walkens

Zeit

insgesamt


210x297

 

162x260


32,47 %


3 min


4 min


3 min


10 min


Wie die Wolle des RPL ist die Skuddenwolle eine Mischwolle, deren besonderer Charakter durch die besonders feine Unterwolle zum Tragen kommt. Beim Filzen der Skuddenwollen ist deshalb ein sehr schnelles Filzen festzustellen. Nach dem Auslegen und Wässern der Wolle muß nur 3 min leicht angefilzt werden um dann noch 2 min mit kreisenden Bewegungen und leichtem Druck zu filzen. Danach wird das Probefleckchen 3 min auf dem Waschbrett gewalkt. Es ist ein Größenverlust von rund 33 % zu verzeichnen.

Die Probe ergibt insgesamt eine gleichmäßige Oberfläche Die feinen Haare der Unterwolle und die heterotypen Wollhaare verbinden sich sehr gut und ergeben somit einen dichten Filz, der in sich steif und fest ist. Die leicht gewellten Grannenhaare stehen von der Oberfläche ab und können ganz leicht aus dem Filz gezogen werden.

In erster Linie eignet sich die Skuddenwolle zum Filzen von Teppichen oder Sitzkissen. Die Wolle, die sehr schnell filzt und auch eine gute Festigkeit aufweist ist sehr gut verwendbar zur Herstellung von Formen, wie rustikale Hüte oder Kunstgegenstände, die Formen darstellen oder Reliefs bilden.


Das Filzen mit Wolle des Steinschafes

Maß vor dem Filzen /mm

Maß nach dem Filzen /mm

Schrumpfung

Dauer des Anfilzens

Dauer des Filzens

Dauer des Walkens

Zeit

insgesamt


210x297

 

173x267


25,94 %


3 min


6 min


8 min


17 min

Das Aufquellen mit großem Ausmaß beim ersten Bewässern der Wolle ist auch bei der Steinschafwolle zu beobachten. Das Anfilzen dauert 3 min. Es muß mit großem Druck gearbeitet werden. Das eigentliche Filzen nimmt 6 min in Anspruch. Gewalkt wurde 8 min lang. Die Schrumpfung des Probefleckchens beträgt rund 26 %.

Die Steinschafwole ergibt einen dicken Filz mit viel Lufteinschluß. Insgesamt wirkt die Oberfläche einheitlich. Die kratzigen, leicht gewellten Grannenhaare stehen von der Oberfläche ab und können leicht aus dem Filz gezogen werden.

Durch die Dicke und seine kratzigen Grannenhaare kann die Steinschafwolle zum Filzen von Teppichen benutzt werden. Jedoch ist zu bedenken, daß das Filzen mit Steinschafwolle mit sehr viel Kraft und Zeitaufwand verbunden ist und das Ergebnis gerade durch das starke "Fusseln" (das Herausfallen der Grannenhaare aus der Filzfläche) nicht zufriedenstellend ist.


Das Filzen mit Wolle des Leineschafes


Maß vor dem Filzen /mm

Maß nach dem Filzen /mm

Schrumpfung

Dauer des Anfilzens

Dauer des Filzens

Dauer des Walkens

Zeit

insgesamt


210x297

 

187x237


28,94 %


6 min


5 min


8 min


19 min


Die schlichte Wolle des Leineschafes zeichnet sich aus durch die langen, leicht gewellten mittelgroben Grannenhaare. Die Unterwolle ist im Verhältnis zur restlichen Wolle als kleinerer Anteil vorhanden. Das Anfilzen der Leineschafwolle dauert 6 min., die Fasern sind eine lockere Verbindung eingegangen. Beim Filzen (5 min.) entsteht ein dichter Filz, der beim Walken (8 min.) noch dichter wird. Es liegt ein Größenschwund von 29 % vor.

Das gefilzte Probestück ergibt eine Fläche mit reliefartiger Struktur. Die langen, Grannenhaare sind auf der Oberfläche als Wellen erkennbar. Der Filz ist zwar biegsam aber dennoch hart und kratzig. Er eignet sich für Jacken und Westen. Jedoch ist diese Wolle für die Herstellung von Kleidungsstücken nicht zu empfehlen, weil es lange dauert bis man zu einem Ergebnis kommt und steife und kratzige Dinge entstehen. Verwenden kann man die Wolle als Teppichwolle, wenn es einen nicht stört, daß der Teppich "fusselt". Einen sehr guten Effekt weist die Leineschafwolle beim Filzen im künstlerischen Bereich auf. Durch die w.o. beschriebene reliefartige Struktur, die an die Wellen des Wassers erinnern, kann diese Wolle sehr gut zum Gestalten von Filzbildern verwendet werden.


Das Filzen mit Wolle des Merinolandschafes


Maß vor dem Filzen /mm

Maß nach dem Filzen /mm

Schrumpfung

Dauer des Anfilzens

Dauer des Filzens

Dauer des Walkens

Zeit

Insgesamt


210x297

 

175x235


34,06 %


2 min


3 min


4 min


9 min

Die Wolle des Merinolandschafes ist die Wolle, die von den hier verwendeten schnellsten filzt. Das erste Bewässern und Anfilzen muß mit Feingefühl und Vorsicht geschehen. Es dauert nur 2 min. bis die Wolle eine zusammenhängende Fläche ergibt. Dann kann auch mit leichten Druck gefilzt werden. Nach 3 min. filzen kann gewalkt werden. 34 % Schrumpfung weist das Probestück nach 4 min. Walken auf. Die Merinolanschafwolle ergibt einen sehr dichten Filz. Das Probefleckchen fühlt sich weich und biegsam an. Es stehen keine Fasern von der Oberfläche ab. Die feinen Wollfasern haben sich alle miteinander verfilzt.

Diese Wolle ist zum Filzen von Kleídungsstücken sehr gut geeignet. Sie ist weich, geschmeidig und beweglich. Man kann für Säuglingspflege Windelüberhosen filzen, die das Baby nicht kratzen. Natürlich kann man sie auch im künstlerischen Bereich einsetzen jedoch weist sie durch ihre glatte Oberfläche keine besonderen Effekte zur Oberflächengestaltung auf. Sie ist formstabil und kann deshalb zum Filzen von Skulpturen und Hüten verwendet werden.

Das Filzen mit Wolle des Australischen Merino

Maß vor dem Filzen/mm

Maß nach dem Filzen/mm

Schrumpfung

Dauer des Anfilzens

Dauer des Filzens

Dauer des Walkens

Zeit

insgesamt


210x297

 

170x225


38 %


2 min


4 min


6 min


12 min

Die Wolle des Australischen Merinoschafes hebt sich mit 38 % Größenverlust durch den hier größten Schrumpfungsgrad heraus. Anfilzen und Filzen sind wie beim Merinolandschaf mit großer Vorsicht und leichtem Druck auszuführen. Insgesamt benötigen die beiden Arbeitsgänge 6 min. Das anschließende Walken nimmt 6 min. in Anspruch.

Die Filzprobe ist ein sehr weiches, geschmeidiges Fleckchen, das der Merinolandschafprobe mit ihren Eigenschaften sehr ähnlich ist.

 

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4. Schlußbetrachtung

Zusammenfassende Darstellung des Filzversuchs


Schafrasse

Schrumpfung

Dauer des Filzens insgesamt

     

Coburger Fuchsschaf

28 %

28 min

Leineschaf

26 %

19 min

Weiße Gehörnte Heidschnucke

32 %

18 min

Steinschaf

29 %

17 min

RPL

24 %

14 min

Skudde

24,5 %

12 min

Australisches Merino

38 %

12 min

Braunes Bergschaf

29 %

10,5 min

Merinolandschaf

34 %

9 min

Die Filzproben zeigen, daß Wolle von verschiedenen Schafrassen unterschiedliche Filzeigenschaften hat. Die Beschaffenheit der Oberfläche der Filzproben differieren untereinander, die kleinen Filzplatten sind steif, biegsam, anschmiegsam, luftig, oder weich.

Alle hier aufgezeigten Wollen alter und vom Aussterben bedrohter Schafrassen sind filzfähig. Nicht gut geeignet sind Coburger Fuchsschaf mit einer Filzzeit von 28 Minuten, Leineschaf mit 19 Minuten, Weiße Gehörnte Heidschnucke mit 18 Minuten, und Steinschaf mit 17 Minuten. Allen gleich ist der hohe Kraftaufwand, der beim Filzprozeß benötigt wird. Hoher Zeit- und Kraftaufwand sind bei der handwerklichen Filzherstellung nicht erwünscht. Vergleicht man diese Wollarten miteinander so kann man feststellen, daß Coburger Fuchsschaf, Leineschaf, und Steinschaf schlichte Wolle mit einer D-E Qualität liefern. Weiß Gehörnte Heidschnucke gehört zu den Mischwollern in DE Qualität.

Die Wolle des RPL, der Skudde, und dem Braunen Bergschaf können als Landschafrassen in ihrem Filzverhalten mit der Merinowolle konkurrieren. RPL benötigt für den gesamten Filz- und Walkvorgang 14 Minuten, Skudde und Australisches Merino 12 Minuten, Braunes Bergschaf 10,5 Minuten, und Merinolandschaf 9 Minuten. Bei allen diesen Wollen ist ein geringer Kraftaufwand nötig. Die drei genannten Landschafrassen haben eine gemeinsame Eigenschaft, - sie sind Mischwoller mit einer C/D Qualität. Jedoch ist der Mengenanteil der Flaumhaare gegenüber den Heterotypes, und Grannenhaare so, daß der Anteil der feinen Haare überwiegt. Diese Wollen sind feiner als die obenaufgeführten.

Es kann hier eine allgemeine Tendenz über Filzverhalten verschiedener Wollen abgeleitet werden. Dennoch ist der Versuch nicht so ausgelegt, daß man eine repräsentative, allgemeingültige Aussage aufzeigen kann.

Grobfaserige Wolle benötigt mehr Kraft und Zeit um zu filzen

Mit feinfaseriger Wolle kann man dünnere Filze machen als mit grobfaseriger Wolle

Oberflächen von sehr feinfaserigen Wollen ist meist eben und gleichmäßig

Oberflächen von grob- oder mischfaserigen Wollen sind uneben, haarig, ungleichmäßig und können effektvoll wirken

Dennoch ist zu bedenken , daß Qualität und Eigenschaften von Wolle auch durch unterschiedliche Haltungsbedingungen und Fütterung zu beeinflussen ist, was nicht von der Schafrasse abhängt.

Bei Stallhaltung (meist im Winter) wirkt Raumklima (Temperatur, Luftfeuchtigkeit, und Sauerstoffanteil in der Luft) auf das Wollfett und den Wollschweiss. So kann zum Beispiel bei zu warmen und zu feuchtem Stallklima die Wolle vergilben und eine brüchige Qualität bekommen.

Bei der Fütterung ist zu beachten, daß Nährstoffe im besonderen Aminosäuren bei der Bildung von Wollkeratin benötigt werden. Das Entstehen der sogenannten Hungerwolle zeigt, daß bei schlechter, gehaltloser Fütterung Wolle ganz dünn und ebenfalls brüchig gebildet wird.

Die alten vom Aussterben bedrohten Schafrassen sind auf diese beiden Faktoren nicht so anfällig, da sie in ihren gesamten Eigenschaften , wie Genügsamkeit, Widerstandsfähigkeit, und Robustheit gegenüber den empfindlicheren Feinwollschafen, eine bessere Resistenz aufweisen.

Für mich hat diese Arbeit gezeigt, daß es auf jeden Fall möglich und lohnend ist, mit Wollen von vom Aussterben bedrohter Schafrassen zu filzen. Ganz besondere Freude hat mir die Entdeckung über die Vielfalt der Wollen gemacht, die in der unterschiedlichen Gestaltung der Oberflächen durch ihre Farbe und Beschaffenheit der Filzproben zum Ausdruck kommt.

 

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5. Literaturangaben

A.T.E.L.I.E.R (, (1996), schriftliche Mitteilung

Behrens, h.; Doehner, H.; Wassmuth, R. (1973), "Das Lehrbuch der Schafzucht", Verlag Paul Parey, Berlin- Hamburg

Christen, H. (1974) "Chemie", Verlag Sauerländer, Aarau


Dannenfeld, G. (1989): "Die Wollfaser, Chemische und Bekleidungs- physiologische Eigenschaften", Aulis -Verlag Deubner, Köln


Doehner, H.; Reumuth, H. (1964) : "Wollkunde", 2. Auflage, Verlag Paul Parey, Berlin- Hamburg


Finger, K-H.(1995), mündliche Mitteilung


GEH (hrsg) (1994) "Schwerpunkt Schafe und Ziegen", GEH, Witzenhausen


König, K.-H.; Gutsche, H.-J.; Heurich, H.; Kupatz, B. (1968) "Schafe", VEB Deutscher Landwirtschaftsverlag, Berlin


Kun, G. (1995): "Beiträge zur Charakterisierung und Verwendung der Mischwollen von ostpreußischen Skudden und Rauhwolligen Pommerschen Landschafen", Mainz Verlag, Aachen


Lehmann, P. (o.A.): "Die Kleidung unsere zweite Haut", Bioverlag Gesundleben, Dreieich


Nowak;M.; Forkel, G. (1989):"Wolle vom Schaf", Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart


Reibetanz, A. und A. (o.A.), "Schafe halten", Pala-Verlag Berlin


Rieder, H. (1989):"Schafe halten", Ulmer Verlag Stuttgart


Schlolaut, W. (1977), "Schafhaltung" DLG Verlagsgesellschaft, Frankfurt


Sambraus, H.H,(1994): "Gefährdete Nutztierrassen", Ulmer-Verlag, Stuttgart


Sambraus, H.H (1996): "Atlas der Nutztierassen", Ulmer Verlag Stuttgart


Striezel, A. (Hrsg.) (1998) "Leitfaden zur Tiergesundheit für Ökologische wirtschaftende Betriebe", 2. Auflage, Bioland Verband für organisch-biologischen Landbau e. V:


Wilke, E. (1988):"Naturerzeugnis Schafwolle, Zucht und Pflege", Hess. Landesamt für Ernährung, Landwirtschaft und Landesentwicklung, Kassel

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