Die ersten Haaranlagen sind schon beim Schaffötus im Alter von zwei Monaten erkennbar. Unter dem Begriff Haarfollikel versteht man eine schlauchförmige Einstülpung von Ober- und Lederhaut aus der das Wollhaar wächst. Mit der Entstehung der Follikel (Poren) bilden sich gleichzeitig die dazugehörigen Talg- und Schweißdrüsen sowie die Haarbalgmuskeln. Man unterscheidet die Follikel in zwei Typen.- Die Primärfollikel sind etwas größer. Folglich
entstammt aus ihnen auch das gröbere Wollhaar. Die Anzahl der P-follikel
pro cm² Haut nimmt nach der Geburt zwar ab, nicht aber deren
Gesamtanzahl. Während die P-follikel schon bei der Geburt fertig
ausgebildet sind und Haare produzieren, sind die S-follikelanlagen erst
zum größten Teil angelegt.
- Aus den Sekundärfollikel wächst das feine Unterhaar. Ihre Anzahl nimmt mit dem Wachstum zu, so dass sich z.B. das S/P-Verhältnis (Verhältnis der
Sekundärfollikel zu den Primärfollikel) bei
Merinofleischschaflämmern von 3 : 1 bei der Geburt auf 10,5 : 1 am 200.
Lebenstag steigert. Von einem S-follikel können sich mehrere Follikel
ableiten die dann auch den gleichen Haarkanal für den Austritt des
Haares aus der Haut nutzen können.
Drei weitere wichtige Bestandteile der Haaranlagen sind
- Der Haarbalgmuskel (Musculus arector pili) ist im wesentlichen
für das Aufstellen der Haare zuständig, hilft jedoch auch bei der
Entleerung der Talgdrüsen mit.
- Die Talgdrüse, meist zweilappig ausgebildet, mündet häufig in den Haarbalg (daher auch Haarbalgdrüse). Hier wird das fettige,
duftstoffhaltige Talg gebildet. Ein Sekret, welches das wachsende Haar
ständig fettet, um es vor Umwelteinflüssen zu schützen.
- Die Schweißdrüse hat nicht nur Bedeutung für die Regelung der Körpertemperatur. Sie führt auch geruchshaltige Schlackenstoffe so wie andere körperliche Abbauprodukte ab.
Zugleich sichert das
Talg-Schweißgemisch einen festern Faserschluss.
Sehr entscheidend für die spätere Wollqualität, die Wollfeinheit und Wolldichte, und somit von großem züchterischem Interesse ist neben dem S/P-Verhältnis auch die Anordnung der Haarfollikel. Während bei Haarschafen (z.B Somalischaf) die großen Follikel
vereinzelt stehen, wodurch die einzelnen Haare untereinander
verbindungslos wachsen, geht das Zuchtziel (vorallem bei Merinos) seit
vielen Jahren in Richtung kleiner Follikel, die sich zu größeren Gruppen
verbinden. So sind z.B. bei heutigen Merinoschafen über 6000 Follikel pro
cm² Hautfläche vorhanden (z.V. Fleischschafe haben ca. 3000-4000). Nicht
nur dass der Größenunterschied der S- und P-Follikel bei heutigen
Feinwollschafen kaum mehr feststellbar ist, auch das Verhältnis hat sich,
wie schon erwähnt, von 2 : 1 bei Haarschafen auf auf bis zu 11 : 1 und
darüber bei Feinwollschafen entwickelt. |